Beschreibung
1939 beschlossen die Diktatoren Benito Mussolini und Adolf Hitler, das Südtirolproblem aus der Welt zu schaffen. Sie stellten die Bevölkerung vor die Wahl, entweder ins Dritte Reich umzusiedeln oder als italienische Staatsbürger ohne Minderheitenschutz im Land zu bleiben. Diese "Option" hat traumatische Spuren in den Lebensgeschichten der Betroffenen hinterlassen und das kollektive Bewusstsein der Südtiroler Gesellschaft nachhaltig geprägt. Im vorliegenden Band befassen sich namhafte Autorinnen und Autoren erneut mit dem Thema, wobei sie ihre Aufmerksamkeit der Erinnerungsgeschichte und dem Umgang mit dem Trauma im privaten, öffentlichen und literarischen Bereich widmen. Außerdem werden erstmals die Wahrnehmungen der italienischen Bevölkerung einbezogen sowie ein Vergleich der Option mit Umsiedlungen in anderen europäischen Ländern angestellt. Ein Überblick über die Reaktionen auf das Umsiedlungsabkommen in der internationalen Presse, neue Fakten zu den Fluchtgeschichten von Adolf Eichmann und Josef Mengele, die als "Optanten" nach Südamerika flohen, sowie eine erste kritische Biografie des NS-Schriftstellers Anton Graf Bossi-Fedrigotti zeigen, dass die Bedeutung der Option von 1939 weder auf den regionalen Raum noch auf eine historische Zeitspanne beschränkt ist.
Autorenportrait
Geboren 1955, lebt in Branzoll. Dr. jur. et Dr. phil., ist Universitätsprofessor für Politikwissenschaften. Nach Studien in Innsbruck, Salzburg, Wien, Verona und London legte er 1991 die staatliche Journalistenprüfung in Rom ab und arbeitete von 1989 bis 1995 als Journalist in Bozen. Seit 1995 lehrt er an der Universität Innsbruck. 1996 Mitbegründer der Forschungsgruppe Mediawatch (Innsbruck/Wien) zur professionellen Medienbeobachtung und Medienanalyse, Mitorganisator der Summer School in European Studies der Universitäten Innsbruck und Trient und aktuell Mitorganisator der Winter School on Federalism and Governance der Universität Innsbruck und der EURAC (Bozen). Gastprofessor an verschiedenen Universitäten und Mitglied zahlreicher wissenschaftlicher Einrichtungen. U.a. ist er Präsident der Südtiroler Gesellschaft für Politikwissenschaft. Forschungsfelder: Vergleich politischer Systeme, politische Kommunikation, Föderalismus, ethnische Minderheiten (mit Schwerpunkt Südtirol) sowie (ethno-)regionale Parteien.